Im Webinar zeigte das hochkarätige Podium aus Wirtschaft, Industrie und Politik neue Wege des Wirtschaftens auf. Peter Bartos, Partner bei der BDO Austria, moderierte die Veranstaltung.
Kreislaufwirtschaft hat zentrale Bedeutung für den FEEI
Einleitend ging Manfred Müllner, stv. Geschäftsführer des Fachverbandes der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI), auf die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft für den FEEI ein. Dieser beschäftigt sich schon seit Jahrzehnten mit diesem Thema. Für das Gelingen der Kreislaufwirtschaft sind wirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen für Unternehmen entscheidend, um durch Innovationen und Digitalisierung den Weg in eine klimaneutrale Zukunft zu ermöglichen.
Österreichische Kreislaufwirtschaftsstrategie für die grüne Transformation
Andreas Tschulik, Leiter der Abteilung V/7 – Integrierte Produktpolitik, Betrieblicher Umweltschutz und Umwelttechnologie – des BMK, widmete seinen Vortrag der österreichischen Kreislaufwirtschaftsstrategie. Wesentliche Ziele sind die Reduktion des Ressourcenverbrauchs sowie die Steigerung der Zirkularitätsrate durch Maßnahmen wie den Reparaturbonus, Batterierecycling, Refurbishment sowie die Langlebigkeit, Recyclingfähigkeit und Sammlung von Produkten. Damit trägt die nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie wesentlich zum Gelingen der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Transformation bei.
Neue Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung
Madeleine Balla, Associate bei der BDO, ging in ihrem Vortrag auf die Anforderungen der zukünftigen Nachhaltigkeitsberichterstattung sowie auf die Auswirkungen der Taxonomie-Verordnung auf zukünftige Finanzierungen ein. Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) sieht neue Pflichten für Unternehmen vor: Damit kommt es zu einer Ausweitung der Betroffenen – rund 2.000 österreichische Unternehmen sind ab 2025 verpflichtet, einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen. Sie müssen sich an die European Sustainability Reporting Standards (ESRSs) halten. Die EU-Taxonomie wiederum zielt darauf ab, Investitionen in Richtung nachhaltige Wirtschaftskriterien zu lenken. Sechs Umweltziele stehen dabei im Fokus, die durch technische Hilfskriterien spezifiziert werden – eine davon ist die Kreislaufwirtschaft. Neben dem wesentlichen Beitrag zu einem der sechs Umweltziele ist es verpflichtend, nicht gegen eines der Umweltziele zu verstoßen („do not significantly harm“).
Nachhaltigkeit ist Führungssache
Christina Geierlehner, Sustainability Manager bei HP Austria, betonte in ihrer Einleitung, dass die ökologische Nachhaltigkeit auch für CEOs immer mehr in den Fokus rückt. Gesetzgebung, Investoren und auch Kunden sorgen dafür, dass neben der Berichterstattung konkrete Maßnahmen im Bereich Nachhaltigkeit an Bedeutung gewinnen. HP Austria ist dabei ein Vorreiter: Das Unternehmen publiziert seit mehr als 20 Jahren Sustainability Impact Reports und hat sich selbst über die verpflichtenden Regelungen hinaus ambitionierte Klima- und Umweltziele gesetzt. Es konnte in dem Carbon Disclosure Project (CDP) zum dritten Mal das höchste Ranking beim „Carbon Footprint“ der Unternehmen erzielen. Daneben gehören der verstärkte Einsatz von Sekundär-Rohstoffen, die Erhöhung der Zirkularitätsrate sowie ein Net-Zero Goal bis 2040 in der gesamten Wertschöpfungskette zu den weiteren Unternehmenszielen. Mit dem Programm „Sustainable Design as a Service“ lebt HP Austria Kreislaufwirtschaft über den Produktlebenszyklus hinweg – vom Design bis zum Refurbishment.
„Zero Waste“ im Zentrum des unternehmerischen Handelns
Reinhard Hubmann ist Head of ReUse Management bei der Siemens AG Österreich und auch für den Zentraleinkauf im Unternehmen verantwortlich. Er betonte, dass die Umsetzung vieler Initiativen der Kreislaufwirtschaft nun vermehrt erfolgen müssen. Die Siemens AG hat weltweit ein DEGREE-Framework im Unternehmen etabliert, das für alle Mitarbeiter:innen gilt. Neben Aspekten der Dekarbonisierung und Ressourceneffizienz spielen soziale Aspekte eine wesentliche Rolle. Im Zuge der Nachhaltigkeitsberichterstattung sind dokumentierbare, nachvollziehbare und strukturbringende KPIs entscheidend, um gesetzte Maßnahmen tatsächlich nachzuverfolgen. Bereiche, mit denen sich die Siemens AG weiters auseinandersetzt, sind etwa die Emissionsreduktionen bei Lieferanten, die Nutzung von Sekundär-Rohstoffen bei Metallen und Kunststoffen sowie der sorgsame Umgang mit Abfällen. Bei Siemens Österreich wurde daher ein ReUse-Management eingerichtet, in dem der Grundsatz „Zero Waste“ im Zentrum des Handelns steht.
Sekundär-Rohstoffe für eine resiliente Wirtschaft
Brigitte Reich ist Geschäftsführerin bei SECONTRADE, einem digitalen B2B-Marktplatz für den Handel mit hochwertigen Sekundär-Rohstoffen. Die Handelsplattform führt Käufer und Verkäufer aus ganz Europa in Echtzeit zusammen und leistet damit einen aktiven Beitrag für einen stabilen europäischen Wirtschaftsstandort. Denn die multiplen Krisen der jüngsten Vergangenheit haben deutlich gezeigt, dass Sekundär-Rohstoffe die Lösung sind, um der Ressourcenknappheit entgegenzuwirken und den steigenden Rohstoffbedarf zukünftig zu decken. Sie fungieren nicht nur als Ausgangsstoffe für neue Produkte, sondern ermöglichen es auch, wesentliche Mengen an Energie und Ressourcen einzusparen.
Die Online-Handelsplattform SECONTRADE stellt neben der Verfügbarkeit eine hohe Qualität der Sekundär-Rohstoffe sicher und ist damit eine digitale Schnittstelle zwischen Recycling und Produktion. Zu dem Rohstoffportfolio gehören Eisenmetalle, Nicht-Eisenmetalle, Kunststoffe, Glas, Baureste, Holzabfälle sowie biogene Reststoffe. Die digitale Technologie ermöglicht eine übersichtliche Dokumentation des Rohstoffhandels und ist damit eine entscheidende Basis für zukünftige Nachhaltigkeitsberichterstattungen.
Im Anhang finden Sie die Präsentationen aller Vortragenden sowie hier den Link zur Aufzeichnung: https://youtu.be/D_tGCki5V-Q