Schlüsseltechnologien oder Key Enabling Technologies (KETs) sind Technologien, die als Treiber für Wachstum und Innovation in verschiedenen Industriezweigen und Branchen gelten. Sie umfassen Bereiche wie Mikroelektronik, Biotechnologie, Künstliche Intelligenz oder fortschrittliche Materialien.
Die deutsche Expertenkommission für Forschung und Innovation führt die Bedeutung von KETs unter anderem auf ihre Fähigkeit zurück, die Anwendung anderer Technologien zu ermöglichen oder deren Weiterentwicklung deutlich voranzutreiben. Dadurch nehmen sie eine Schlüsselrolle bei der Entstehung neuer Märkte oder der Bewältigung gesellschaftlicher Probleme ein.
Ein prominentes Beispiel für eine Schlüsseltechnologie sind Mikrochips, die vom Smartphone bis zum Auto unsere Geräte des Alltags steuern. Jedoch gehören auch unscheinbarere Technologien, wie Kommunikationsprotokolle, die eine schnelle und sichere Verbindung mit dem Internet gewährleisten, zur Gruppe der KETs.
Die Europäische Union sieht Aufholbedarf
Die Europäische Union hat die Bedeutung von Schlüsseltechnologien erkannt und sie zu einem zentralen Bestandteil ihrer Strategien gemacht. Eine Studie des Europäischen Parlaments hat 2021 sechs Schlüsseltechnologiebereiche identifiziert, die für die technologische Souveränität Europas wichtig sind: fortschrittliche Fertigungstechnologien, (Nano-)Materialien, Life-Science Technologien, Mikro-, Nanoelektronik und Photonik, Künstliche Intelligenz sowie Sicherheits- und Netzwerktechnologien. Neben der großen Abhängigkeit von Technologien nicht-europäischer Unternehmen sieht die Studie vor allem große Probleme bei der Kommerzialisierung von Forschungsergebnissen sowie das Fehlen von einem gemeinsamen europäischen Vorgehen.
Ein wichtiger Aspekt der EU-Strategie ist die Förderung von Forschung und Innovation. Horizon Europe, das größte Forschungs- und Innovationsförderprogramm der EU, stellte für unterschiedliche KET-Bereiche Mittel für deren Weiterentwicklung bereit. Zudem sind bis 2027 im Digital Europe Programm 7,5 Mrd. Euro für den Einsatz digitaler (Schlüssel-)Technologien bereitgestellt.
Einen großen und wichtigen Teil bei der Entwicklung von KETs stellen jedoch weiterhin die Förderungen der Mitgliedsstaaten in diverse Hochtechnologie-Bereiche dar. Die Forschungsprogramme auf EU und nationaler Ebene bilden gemeinsam mit Investitionen von privaten Akteuren die Grundlage für die Entwicklung zukünftiger Geschäftsfelder.
Rot Weiß Rote Schlüsseltechnologien
Österreich hat sich in den letzten Jahren als starker Standort für Schlüsseltechnologien etabliert, insbesondere im Bereich der Mikroelektronik, Materialwissenschaft und Fertigungstechnologien.
Ein Beispiel ist das Unternehmen Infineon Technologies Austria, das sich auf High-Tech-Halbleiterlösungen in der Leistungselektronik spezialisiert hat und hier als Weltmarktführer Innovationen vorantreibt. Stromsparchips von Infineon stecken weltweit in einer Vielzahl von Anwendungen, von (Elektro-) Autos, über PV-, Industrie und Windkraftanlagen über Consumer Electronics bis hin zu KI-Rechenzentren.
Auch bei ams-OSRAM, das Unternehmen ist unter anderem im Bereich Photonik führend, zeigt sich, wie Schlüsseltechnologien andere Sektoren maßgeblich beeinflussen: Mittels direkter Erfassung von Photonen können medizinische Aufnahmen wie CT-Bilder in beispielloser Qualität aufgenommen werden.
Ein weiteres Beispiel ist das Forschungszentrum Silicon Austria Labs (SAL), welches eng mit Industriepartnern in der Mikroelektronik zusammenarbeitet, um innovative Lösungen zu entwickeln und die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Industrie zu stärken. SAL hat sich als wichtiger Akteur in der europäischen Forschungslandschaft etabliert und trägt dazu bei, die technologische Exzellenz Österreichs zu fördern.
Forderungen des FEEI
Der FEEI betont, dass Investitionen in Forschung und Entwicklung zur Förderung des wirtschaftlichen Wachstums und der heimischen Beschäftigung zentral sind. 2020 kam eine Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft zu dem Ergebnis, dass ein Euro an öffentlichen Mehrausgaben für die Forschung zu einem langfristigen BIP-Zuwachs von sechs Euro führt.
Durch die Corona- und die Chip-Krise sowie den Krieg in der Ukraine wurde in der breiten Öffentlichkeit die Notwendigkeit erkannt, wie wichtig es ist, Hochtechnologie selbst produzieren zu können. In einem so wettbewerbsintensiven Umfeld wie jenem der Schlüsseltechnologien gelingt dies nur mit Forschung und Entwicklung.
Um Österreichs hart erarbeitete Position in den High-Tech-Industrien zu halten, braucht es entsprechend hohe Budgets und einfache, unbürokratische Maßnahmen, wie sie in unserem Positionspapier dargelegt sind. Die Umsetzung von Forschungsergebnissen in Arbeitsplätze und wirtschaftlichen Wohlstand muss ermöglicht werden.