Energiewende: Nur mit digitalen Technologien bewältigbar
Klimaschutz ist keine Frage des „Ob“, sondern des „Wie“. Im Vorfeld der geplanten Ökologischen Steuerreform fordert der Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) von der Politik einen praxistauglichen, konstruktiven Fahrplan für die Zukunft. Obmann Wolfgang Hesoun: „Denn nur mit digitalen Technologien und schlauen Rahmenbedingungen werden wir die Energiewende schaffen“.
Die Herausforderungen sind enorm: Klimawandel, steigender Energieverbrauch, steigende Mobilitätsbedürfnisse, Smarte Städte bis hin zur digitalen und technologischen Souveränität Europas. Das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG), die geplante Ökologische Steuerreform oder das „Fit-für-55“ Paket der EU – sie sind notwendige Meilensteine auf dem Weg zur Klimaneutralität Österreichs und Europas, die für die österreichischen Unternehmen zum Teil weitreichende Veränderungen mit sich bringen. „Um die Klimaziele zu erreichen, sind große gemeinsame Anstrengungen von Politik, Industrie, Wirtschaft und Gesellschaft notwendig. Dass etwas getan werden muss, ist mittlerweile unstrittig. Beim ´Wie´ herrscht allerdings noch großer Diskussionsbedarf“, so FEEI-Obmann Wolfgang Hesoun im Rahmen der Jahrespressekonferenz des Fachverbandes. „Der Plan, rein auf erneuerbare Energien umzustellen, wird nicht reichen, um den stetig steigenden Energiebedarf zu decken. Vielmehr müssen alle möglichen Technologien, die CO2 reduzieren, zum Einsatz gebracht werden. Auch brauchen Unternehmen einen Rahmen, der Investitionen betriebswirtschaftlich rechtfertigen lässt und zeitlich machbar ist. Ich wünsche mir ein klares Bekenntnis zum Industriestandort Österreich und Europa“, so Hesoun, der für eine verhältnismäßige Betrachtung und somit auch für die Übernahme der Verantwortung durch jene Länder plädiert, die am meisten emittieren. „Wir werden weiterhin unsere Vorreiterrolle im Klimaschutz wahrnehmen, nur die Hitparade der Klimasünder führt definitiv nicht Europa an – ganz im Gegenteil!“
Digitale Technologien ebnen Weg in die Zukunft
Neben Verhaltensänderungen und durchdachter Rahmenbedingungen ist die Elektro- und Elektronikindustrie mit ihren Produkten und Innovationen Teil der Lösung und treibende Kraft für künftige Entwicklungen. Die neuen digitalen Technologien der Branche ebnen den Weg in die Zukunft, sie leisten ihren Beitrag, wenn es um mehr Energieeffizienz in den Energiesystemen oder die Integration von Energie aus erneuerbaren Energieträgern in das fragile Energiesystem geht. Sie übernehmen im Hintergrund wichtige und höchst sensible Überwachungs-, Steuerungs- oder Regelfunktionen oder sind für die Daten- bzw. Signalverarbeitung digital und automatisiert in Echtzeit zuständig.
Politik ist gefordert, Belastungen für Industrie hintanzuhalten
Die beste Möglichkeit, CO2-Emissionen zu reduzieren, ist neben Energie einzusparen, die Digitalisierung und somit die zunehmende Vernetzung. „Die Digitalisierung ist der entscheidende Schlüssel und gleichzeitig Treiber für den Übergang. Ohne intelligente digitale Systeme könnten die in den Klimazielen definierten Herausforderungen nicht erreicht werden. Gleichzeitig kann ohne Digitalisierung auch der Erfolg nicht gemessen werden“, so Hesoun. Die Digitalisierung gewährleistet die Gesamtsystemoptimierung durch die Integration unterschiedlicher Energiesektoren, ermöglicht den Verbrauchern eine aktive Teilnahme an den Energiemärkten sowie eine bessere Koordination (Kommunikation, Überwachung und Steuerung) des Gesamtenergiesystems. „Das ist der Teil, den die EEI leisten kann und leisten will. Voraussetzung dafür ist aber, dass man sie tun lässt und sie mit praxistauglichen, konstruktiven und schlauen Rahmenbedingungen bestmöglich unterstützt. Eine zusätzliche Belastung für die heimischen Unternehmen muss hintangehalten werden, wir brauchen Anreizsysteme für einschlägige Investitionen in Gebäude, Verkehr und der Industrie, mehr Geld für Forschung und Innovation und mehr gut ausgebildete Fachkräfte“, formuliert Hesoun seine Forderung an die heimische Politik im Vorfeld der Ökologischen Steuerreform. „International müssen wir auf Kooperation und auf gleiche Regeln für alle setzen – beispielsweise mit einer einheitlichen, verbindlichen CO2-Bepreisung und mit schnelleren Genehmigungsverfahren. Wir dürfen als Europa nicht zur grünen Oase werden, die die Industrie und alles, was mit CO2-Ausstoß verbunden ist, verbannt. Zu leicht würden wir so im internationalen Wettbewerb ins Hintertreffen geraten“, so Hesoun weiter.
EEI ist Teil der Lösung
Eines der Ziele der Elektro- und Elektronikindustrie ist es, die österreichischen Entwicklungen hin zur Kreislaufwirtschaft und zur Energiewende zu beschleunigen und einen merk- und messbaren Beitrag zum Klima- und Umweltschutz zu leisten. Die dafür notwendigen Produkte kommen zum Großteil aus der EEI – von energieeffizienten Chips und Sensoren über Wechselrichter, Ladesäulen, Steuerungen von Windkraftanlagen, Industrieanlagen, Energie- und Motorsystemen, Verkehrssteuerung, Bahnsystem, Smart Cities, Energietransport und -verteilung etc.
Kleiner Chip, große Wirkung
Am Beispiel von Infineon Technologies Austria AG wird deutlich, welche Einsparungen mit intelligenter Technologie möglich sind. Im Mittelpunkt der Villacher Innovationsaktivitäten stehen die Erhöhung der Energieeffizienz und die weitere System-Miniaturisierung durch innovative Leistungshalbleiter sowie deren Industrialisierung. Ziel ist es, Chips und Systemlösungen bereit zu stellen, die über den gesamten Energiekreislauf für einen geringeren Verbrauch sorgen. Diese Energiesparchips finden sich in 17 der weltweit 20 meistverkauften Elektro- und Plug-In Hybrid-Fahrzeuge, in über 50 Prozent aller Rechenzentren weltweit sowie unter den Lösungen der Top 10-Hersteller von Windkraft- und Solaranlagen. Infineon Austria hat für das Geschäftsjahr 2020 berechnet, wie viel CO2-Äquivalente es als Unternehmen emittiert und wie viel die Produkte im Gegenzug helfen einzusparen. Aktuell liegt dieses Verhältnis bei 1 zu 81. Das bedeutet: Infineon ermöglicht mit seinen Produkten Einsparungen, die 81 Mal so hoch sind wie die Emissionen. Der ökologische Nettonutzen bringt eine CO2-Reduktion von rund 9 Millionen Tonnen – das entspricht rund 64 Prozent aller jährlichen PKW-Emissionen in Österreich.