Informations­artikel

AMS Report – Auszug Studienergebnisse Green Jobs

AMS Report zu Green Jobs zeigt eine Frau mit einem Notebook und einen Mann an einer Maschine, die Arbeiten durchführen
Wesentliche Erkenntnisse für Elektrotechnik

Mag. Monika Jeglitsch

Arbeitswelt & Bildung

jeglitsch@feei.at
+43/1/588 39-65

Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Zahl der offenen Stellen in »klimarelevanten« Berufen von rund 3.700 im Jahr 2013 auf über 14.000 im Jahr 2022 beinahe vervierfacht. Besonders herausfordernd ist, dass offene Stellen in klimarelevanten Berufen und sogenannten Green Jobs schwieriger zu besetzen sind. Im ersten Halbjahr 2023 wurden vor allem Fachkräfte für den Bereich Bauen und Sanieren gesucht, dabei sind Elektriker:innen, Elektrotechniker:innen, Gas-Wasser-Heizungsinstallateur:innen, Maurer:innen, Maschinenbautechniker:innen, Kälteanlagentechniker:innen und Photovoltaiktechniker:innen besonders begehrt.

Maßgebliche Effekte auf Beschäftigung und Volkswirtschaft hat laut Goers et al. (2020) die Substitution fossiler durch erneuerbare Energieträger im Zeitraum 2020 bis 2030. Die Autoren kalkulierten die notwendigen Investitionen sowie die daraus folgenden direkten, indirekten und induzierten Effekte auf das BIP bzw. die Beschäftigung in den Jahren 2020, 2025 und 2030 durch den Ausbau von zehn ausgewählten Technologien. Goers et al. kamen zu dem Schluss, dass ein entsprechender Umbau der Energieproduktion und -speicherung Investitionen von durchschnittlich 4,5 Milliarden Euro pro Jahr auslösen würde. Weiters würden dadurch pro Jahr durchschnittlich 100.000 Arbeitsplätze in der Sachgütererzeugung, am Bau und im Dienstleistungsbereich geschaffen oder gesichert bzw. ein jährliches zusätzliches BIP von 9,8 Milliarden Euro erwirtschaftet werden. Differenziert nach Technologien ergibt sich der größte Beschäftigungszuwachs im Bereich der Photovoltaik (+30.000), gefolgt von Biomasse Wärme (+24.600) und Wasserkraft (+24.200), wobei diese drei Bereiche auch den größten Anteil am durchschnittlichen BIP-Zuwachs haben.

Elektrotechnik (ab Seite 45 bis 50; auszugsweise):
Im Kontext des grünen Wandels ist laut Expertenmeinung vor allem der Beruf des/der Elektrotechniker:in hervorzuheben. Insbesondere im Zuge der Energiewende wird die elektrotechnische Grundausbildung als essenziell angesehen. In diesem Berufsfeld bedarf es jedoch keiner eigenen grünen Lehre, sondern lediglich der Anreicherung der klassischen Lehre um Green Skills in Bezug auf Nachhaltigkeit, CO2-Einsparungspotenziale, Kreislaufwirtschaft, den Umgang mit Ressourcen von der Planung bis zur Beratung etc.
Die Ausbildung zum/zur Elektrotechniker:in erfolgt im Rahmen eines modularen Lehrberufes. Dabei werden den Lehrlingen in den ersten zwei Lehrjahren die Grundkompetenzen der Elektrotechnik vermittelt. In den anschließend wählbaren Haupt- und Spezialmodulen erfolgen Spezialsierungen auf verschiedene Fachrichtungen. Insbesondere das Spezialmodul »Erneuerbare Energien« geht auf umweltfreundliche Energiequellen wie Photovoltaik, Wind- und Wasserkraft ein. Hier erlernen die Jugendlichen, wie Anlagen für erneuerbare Energien geplant und dimensioniert werden. Auch die Errichtung, Inbetriebnahme, Prüfung und Wartung dieser Anlagen wird vermittelt.

Für die Unternehmen ist es wichtig aufzuzeigen, welcher extreme Mangel in diesem Berufsfeld herrscht. Im Rahmen der Berufsorientierung sollte dieser Berufsbereich ihrer Meinung nach stärker aufgegriffen werden. Dabei wäre es wichtig, den klassischen Lehrberuf Technik« »(…) mit den Kompetenzen von Green Jobs zu ergänzen und diese bei den Jugendlichen, Eltern sichtbar zu machen.« Die befragten Unternehmer:innen haben die Erfahrung gemacht, dass sich viele unter dem Beruf des/des Elektrotechniker:in »(…) nicht wirklich was vorstellen können oder sich vielleicht das Falsche vorstellen.«

Die größte Problematik für die Unternehmen der Elektro- und Elektronikindustrie stellt der eklatante Fachkräftemangel in diesem Berufsbereich dar. Aktuell fehlen laut Erhebung des Industriewissenschaftlichen Institutes (IWI) rund ein Viertel der benötigten Fachkräfte, das sind ca. 13.800 Personen. Bis 2030 ist von einer weiteren Verschärfung der Situation und einem Bedarf von knapp 22.000 Fachkräften auszugehen. Damit wird bereits jede dritte freie Stelle nicht besetzt werden können. Neben der Elektronik stellt die Elektrotechnik eines der wichtigsten Kompetenzfelder für die Unternehmen dar.

Ein Lehrlingsausbildner führt dazu aus: »Ich glaube, man muss diese Stärke, die die Berufe haben, die wir hier haben, vor den Vorhang holen und sagen (…) neben der Grundlagenausbildung, die wichtig ist, aber arbeitet ihr auch an nachhaltigen Dingen, an nachhaltigen Produkten. Ihr habt die Möglichkeit, hier nachhaltig und ressourcenschonend und CO2-neutral euch zu betätigen. Und ich glaube, das ist für die Jugendlichen wichtig, dass sie erkennen, dass das nicht irgendwie ein veraltetes Jobmodell ist, sondern dass es modern, neu und für sie, für ihre Zukunft der richtige Weg ist.«

Ein Unternehmer ergänzt, dass Impulse aus der Öffentlichkeit notwendig wären. »Momentan wird in den Medien ja der Elektrotechniker (…) noch immer als der hingestellt, der rauchende Schlote und böse Hochspannungsmasten und ganz böse Atomkraftwerke bedient.« Dieses Bild des/der Elektrotechniker:in in der öffentlichen Wahrnehmung müsse sich wandeln. Ein Experte des Business Development Climate Lab weist darauf hin: »Elektrotechniker:innen sind Jobs der Zukunft und nicht nur Arbeitskräfte, welche ein paar Glühbirnen austauschen. Die Lehre sollte anders in Szene gesetzt werden, um die jungen Menschen für die grüne Transformation abzuholen.«

Dies wurde bereits mit der Brancheninitiative »Join the Future«, an der der FEEI beteiligt ist, aufgegriffen. Die Kampagne, die gezielt Jugendliche anspricht, vermittelt über zielgruppenspezifische Kanäle die vielen und vielfältigen Berufsmöglichkeiten für Zukunftserfinder:innen mit Elektrotechnik. Angesprochen werden dabei auch und vor allem Mädchen und junge Frauen.

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